Vargusnerv u.v.m.
Trainer Eddi

Edmund Brüning
WU-SAO Trainer 1

Bremen, 01.03.2014

Vargusnerv u.v.m.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
1. Wing Tzun Bücher
1.1 Wie kam ich auf die Idee Wing Tzun Bücher zu lesen?
1.2 Die Enttäuschung
1.3 Training ist der beste Weg
2. Mehr Kraft durch Schreien
2.1 Der physische Nutzen
2.2 Der psychische Nutzen
3. Was bewirken gezielte Schläge auf den Vargusnerv?
3.1 Der Vargusnerv
3.2 Was bewirken Schläge auf den Vargusnerv
4. Was bewirken gezielte Schläge unter den Rippenbogen?
4.1 Schläge auf die kurze Rippe/den Rippenbogen
4.2 Leberhaken
4.3 Schläge auf die Milz
4.4 Schläge auf die Nieren
Fazit
Quellenverzeichnis

Einleitung

Nachdem ich nun den achten Schülergrad des Wing Tzun  erreicht hab, kann ich nun meine Trainer1-Prüfung in der Wu-Sao Kampfkunstschule ablegen.
In der folgenden Arbeit werde ich mich nicht mit der Beschreibung von Techniken befassen, davon gibt es schon genügend Bücher. Was ich davon halte, aus diesen Büchern zu lernen, wird im ersten Punkt beschrieben.
Im zweiten Thema erkläre ich das Schreien, welches oft belächelt wird. Aber wenn man sich mit dem Hintergrund befasst, wird man erkennen, dass es ein Vorteil ist.
Die weiteren Punkte erklären die Auswirkung von Schlägen verschiedener Angriffsziele.
Wir lernen in der Kampfkunst viele Techniken. Aber was passiert, wenn der Schlag trifft?

1. Wing Tzun Bücher

Ich habe einige  Wing Tzun Bücher gelesen und war enttäuscht. Diese sogenannten Lehrbücher waren keine Bereicherung für meine Wing Tzun Kenntnisse – naja, man kann sie als schlechtes Beispiel sehen.

1.1 Wie kam ich auf die Idee diese Bücher zu lesen?

In der Zeit, bevor ich Wing Tzun trainierte, sondern andere Kampfkünste übte, bekam ich ein Buch, das ein Samurai schrieb in die Hand. Ich war sehr angetan und besorgte mir mehr Lektüre dieser Art.
Dies wahren keine einfachen Lehrbücher einer Kampfkunst, sondern eine Philosophie, die einem die Kampfkunst besser verstehen lässt.
Als ich dann zum Wing Tzun kam, holte ich mir mal ein Wing Tzun Buch und versprach mir das Gleiche.

1.2 Die Enttäuschung

In diesen Büchern werden zwar viele Techniken mit Fotos dargestellt, aber die Beschreibungen dafür sind eher dürftig und mangelhaft. Obwohl diese Bücher doch von „Größen“ des Wing Tzun geschrieben wurden, fand ich es auch sehr enttäuschend, dass viele der Techniken fehlerhaft oder auch sinnlos waren.
Und das eigentliche Thema, Wing Tzun , wurde nicht richtig  getroffen. Die Autoren lassen den Eindruck entstehen, dass sie den Stoff gar nicht professionell vermitteln wollen. Es wird um den heißen Brei geredet und doch nichts konkretes erklärt. Das Lesen dieser Bücher ist reine Zeitverschwendung.

1.3 Training ist der beste Weg!

Wenn man Wing Tzun erlernen will, sollte man sich besser eine gute Kampfkunstschule suchen (siehe WU-SAO Assistenten-Arbeit von Thieu Quan Alex Mach) als ein Buch zu kaufen.  Aus Fotos und Beschreibungen kann man die Körperbewegungen nicht richtig erlernen und es ist niemand da, der sie berichtigt.
Viele Techniken aus den Büchern sind schlecht oder falsch erklärt, so dass man sich im Falle einer körperlichen Auseinandersetzung eher in Gefahr bringt.
Und warum sollte ich mir Lehrbücher holen, wenn mein Sifu mir zeigt, wie es richtig geht. Wing Tsun ist nicht nur Wissen, sondern auch eine körperliche Erfahrung!

2. Mehr Kraft durch Schreien

„Schreien befreit“, ein Ausspruch den viele bestimmt schon gehört haben. Schreien setzt Energien frei, die sich in uns aufgestaut haben, durch Schreien entspannt sich der Körper. Wer es noch nicht ausprobiert hat, sollte sofort mal los schreien.
In vielen Sportarten sieht man, wie bei großer Anstrengung geschrien wird, um möglichst viel Kraft zu entwickeln (z.B. Kugelstoßen).
Im Training mit den Kindern lehren wir, dass sie beim Ausführen von Tritten oder Schlägen immer laut „Nein“ schreien sollen, was in erster Linie die Aufmerksamkeit von Unbeteiligten  erregen soll.
Aber die Energie die dadurch freigesetzt wird kann man Nutzen um mehr Kraft zu bekommen. Schauen wir mal zum Karate, dort gehört der Kampfschrei oder auch Kiai zur Technik dazu.
Das Schreien hat physische wie auch psychische Wirkung.

2.1 Der physische Nutzen

Der kurze Schrei beim Schlag oder Tritt bewirk ein kräftiges stoßartiges Ausatmen, das vom Zwergfell kommt.
Dadurch wird die Bauch- und Rumpfmuskulatur angespannt. Der Körper bekommt so mehr Stabilität. Das hilft, um Techniken genauer ausführen zu können. Erst recht bei Tritten ist Stabilität sehr wichtig.
Weiterhin entspannt sich die Brustmuskulatur, was für Schläge sehr wichtig ist. Denn die Vorwärtsbewegung des Armes läuft im Einklang mit der Entspannung der Brustmuskulatur. Wenn ich also während eines Schlages Einatme bewirke ich einen Gegenzug. Entsprechend weniger Kraftvoll wird der Schlag.

2.2 Der psychische Nutzen

Wie schon angemerkt wird durch zusätzlichem Schreien die Aufmerksamkeit anderer erregt, was hoffentlich dazu führt, dass eingegriffen wird und man so schneller aus einer Notsituation heraus kommt (Ich gehe mal davon aus, wenn man in eine körperliche Auseinandersetzung gerät, ist es eine Notsituation) .
Ein weiterer Aspekt ist die Selbstmotivation. Durch schreien wird Adrenalin schneller freigesetzt, Aufmerksamkeit und Kraft stehen schneller zur Verfügung, man fühlt sich stärker.
Vor einer Schlacht sind die Armeen ebenfalls am Schreien, das hilft der Gruppe, um sich gegenseitig zu motivieren und soll den Gegner abschrecken.
Auch im Zweikampf soll der Schrei ähnliche Wirkung erzielen. Wenn es den Gegner vielleicht nicht gleich abschreckt, wird es ihn trotzdem irritieren. Jeder kurze Moment fehlender Aufmerksamkeit soll mein Vorteil sein.
„Es gibt den Kampfschrei vor, während und nach dem Kampf. Zu Beginn und am Ende der Schlacht ist der Schrei laut, wahrende der Schlacht ist er jedoch leise und kommt mehr aus der Tiefe.“ (Miyamato Musashi, Das Buch der fünf Ringe)

3. Was bewirken gezielte Schläge auf den Vargusnerv?

Einer unserer häufigsten Angriffe beim Wing Tzun zielt links und rechts auf den Hals. Dabei wird in hoher Geschwindigkeit (bis zu 3 Schläge pro Sekunde) im Wechsel mit der Elle und der Handkante der Hals links und/oder rechts attackiert. An diesen Punkten verläuft der Vargusnerv.

3.1 Der Vargusnerv

vagusnerv

Der Vargusnerv ist der 10. Hirnnerv, der vom Gehirn aus durch Öffnungen des Schädelknochens  direkt bis in den Bauchraum zieht.
Der Vargusnerv ist maßgeblich an der Regulation der inneren Organe beteiligt. Weiterhin reguliert er die Muskelfunktionen des Kehlkopfes, der Speiseröhre und Rachen, übermittelt Geschmacksempfindungen des Zungengrundes und Berührungsempfindungen des Kehlkopfes, Rachen und Gehörgangs.
Der Vargusnerv ist überwiegend „nachtaktiv“ und reguliert die Herztätigkeit, Atmung, Schweißregulation und fördert die Verdauung.

3.2 Was bewirken Schläge auf den Vargusnerv?

Wenn ein Wing Tzun Kämpfer gezielt den Vargusnerv attackiert, gibt es nicht nur einen Schlag, sondern Elle und Handkante prasseln im Wechsel mit hoher Geschwindigkeit auf den Hals ein. Das sind bis zu drei Schläge pro Sekunde.
Da der Vargusnerv viele Funktionen hat, wird bei diesen Angriffen der Körper stark unter Stress gesetzt. Die Schläge unterbrechen die Impulse des Nerves . Da so die Regulierung des Herzschlages und der Atmung unterbrochen werden, kann es zum kollabieren des Herz- Kreislauffunktion kommen.
Weiterhin wird die Regulation der Magensäure unterbrochen. Der Magen übersäuert und es kann zum Erbrechen kommen.
Natürlich liegt es dran, wie lange der Nerv attackiert wird.

4. Was bewirken gezielte Schläge unter den Rippenbogen?

Unterhalb des Rippenbogens sind verschiedene Organe, die empfindliche Angriffspunkte bieten. Hier sind Leber, Milz und Niere. Mit gezielten Schlägen kann man dem Gegner Bzw. Angreifer erheblichen Schaden zufügen. Auch die kurze Rippe ist ein guter Angriffspunkt.

4.1 Schläge auf die kurze Rippe/ den Rippenbogen

Schläge auf die kurze Rippe

Schläge auf die kurze Rippe

Mit mehreren starken, gezielten Schlägen auf die kurze Rippe kann man verheerenden Schaden zufügen. In vergangener Zeit lernte ich in einer Kampfsportschule Techniken, bei denen man mit mehreren Schlägen die kurze Rippe nach innen brechen lässt, so dass sie in den Lungenflügel stößt. Da diese Technik zum Tod des Gegners führen könnte, werde ich nicht näher drauf eingehen. Bei uns in der Wu-Sao Kampfkunstschule ist es nicht das Ziel den Angreifer zu töten, sondern nur soweit auszuschalten, dass man schnell aus dem Konflikt/der Gefahrensituation heraus kommt.
Da es unter dem Rippenbogen bessere Angriffsziele für die Faust gibt, könnte man den Rippenbogen besser mit Tritten attackieren  – wenn man hohe Tritte beherrscht.
Eigentlich zielen im Wing Tzun die Tritte aufs Knie. Aber wenn es sich anbietet, ist der Rippenbogen ein wirksames Ziel.
Mit einem Halbkreistritt, welcher auch untypisch für Wing Tzun ist, schleudert man das Schienbein unter den Rippenbogen.
Man achte aber darauf, dass man bei höheren Tritten sich selbst nicht für den Gegner öffnet.
Dieser Treffer ist für den Gegner sehr schmerzhaft. Ihm bleibt kurz die Luft die Luft weg und er sackt vor Schmerz zusammen. Bei diesem sehr wuchtigen Tritt wird eine Rippenprellung nicht ausbleiben. Bei geübten Kämpfern kann es auch zu einem  Rippenbruch kommen.

4.2 Leberhaken

Leberhaken

Leberhaken

Mit einem platziertem Schlag auf die Leber kann man den Gegner sofort außer Gefecht setzen. Wie man so schön sagt: „Die Leber ist die Achillesferse des Boxers“.
Der Bereich der Leber ist sehr sensibel. Dort befindet sich ein Nervengeflecht, das sogar reißen kann. Bei einem Schlag gerät die von einer Kapsel umgebene Leber unter starkem Druck. Ein Ziehen in den Eingeweiden bereitet erheblichen Schmerz, der Blutdruck sackt ab und der Gegner bekommt ein Kreislaufproblem. Ihm wird schwarz vor Augen und geht zu Boden.
Die Leber liegt im rechten Oberbauch unter dem Rippenbogen.

4.3 Schläge auf die Milz

Im Gegensatz zur Leber ist die Milz besser durch  die linken Rippen geschützt. Ein gezielter Haken nimmt dem Gegner die Luft, schwächt und zermürbt ihn.
Die Milz ist ein stark durchblutetes Organ. Gezielte Schläge darauf führen zu einer stark spürbaren Stockung der Blutzufuhr und dadurch zu einer Störung der Nervenfunktion, die die Tätigkeit der inneren Organe steuern.

4.4 Schläge auf die Nieren

Schläge auf die Nieren

Schläge auf die Nieren

Die Nieren liegen unterhalb der Rippen an der Lendenwirbelsäule, sind von einer Fettkapsel umgeben und von den anderen Bauchorganen durch das hintere Bauchfell getrennt.
Bei Schlägen können die Nieren oder das Nierengewebe sowie die blutzuführenden oder harnableitenden Gefäße geschädigt und in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.
Das kann verschiedene Folgen haben:
Blutergüsse zwischen Nierenkapsel und Niere
Einreißen des Nierengewebes und der Nierenkapsel, was zu einem Bluterguss im Nierenbereich führt
Einreißen des Nierenbeckens, wodurch Urin im Nierenbereich austreten kann
Nierenstiel-Abriss, bei dem Nierenvene und Nierenarterie von der Niere abreißen. Es kommt dabei zu einem Bluterguss in der Nierengegend. Ein Kreislaufschock ist oftmals die Folge.

Fazit

Das hört sich jetzt alles ganz schön Gefährlich an. Doch wenn es zu einer Notsituation kommt, will ich sie möglichst schnell beenden. Spektakuläre Kneipenschlägereien sind eher was für Filme.
Glücklicherweise bin ich früher nur selten in der Situation gekommen, die zu einer körperlichen Auseinandersetzung führte – meist ist man mit einem blauen Auge davongekommen.
Solange es eine Möglichkeit gibt dem Ärger aus dem Weg zu gehen, sollte man sie Nutzten. So beende ich nun meine Arbeit mit den Worten von Sun Tzu:
„In all deinen Schlachten zu kämpfen und zu siegen ist nicht die größte Leistung. Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.“ (Sun Tzu, Die Kunst des Kreiges)

Quellenverzeichnis

„Das Buch der fünf Ringe“ Myamato Musashi
„Die Kunst des Krieges“ Sun Tzu
www.argedon.de
www.besser-boxen.de
www.germanboxing.de
www.chirugi-portal.de
www.atlantotec.de

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