Wing Chun
Assistent Alex

Wing Tzun Assistent  AlexWing Chun

WU-SAO Assistenten- Arbeit

von Thieu Quan Alex Mach
Bremen Nov. 2013

Vorwort


Voller Tatendrang machte ich mich auf meine schriftliche Ausarbeitung für meine Prüfung zum Wing Chun Assistenz-Trainer an der Wu Sao Kampkunstschule zu schreiben. In den letzten Wochen plante ich genauestens, wie diese Arbeit aussehen sollte; welcher Inhalt, in welcher Form und in welcher Reihenfolge; all das war klar. Ich war bereit in die Tasten zu hauen und für meinen Sifu (chin. für Meister) Andreas Hagedorn, die beste „Was ist Wing Chun und was macht diese Kampfkunst aus?”-Arbeit, die er je gesehen hat, zu erschaffen, doch es kam anders.
Mein erster Anlauf endete mit der Überschrift „Wing Chun”. Zu mehr war ich an diesem Tag nicht im Stande, denn ich entschied mich, die gesamte Planung der letzten Wochen über Bord zu werfen und einen komplett anderen Stil zu benutzen.
Dieses Werk wird keine distanziert-objektive Abhandlung, sondern vielmehr eine Reflektion des letzten Jahres. Weder förmlich, noch standardgemäß erzähle ich über meine Erfahrungen. Ich stelle mir die Fragen: Wie hat Wing Chun mich geprägt, in körperlicher und geistiger Hinsicht? Was sind ihre Einflüsse in meinem alltäglichen Leben und Verhalten? Was bedeutet Wing Chun für mich und wie wird sie sich auf mein zukünftiges Leben auswirken?
Mein Name ist Thieu Quan Mach und das ist meine Geschichte.

  Wie alles begann


Das erste Mal, als ich von Wing Chun (Wing Tzun, WT) h
צrte, hatte ich nicht die geringste Ahnung was diese Kampfkunst von anderen Kung Fu Arten unterscheidet und dass ich eines Tages davon trהumen sollte, spהter selbst ein Wing Chun-Meister werden zu wollen. Einige Jahre bevor ich die ersten WT Techniken erlernte und bte, hatte ich auf der Internet-Videoplattform YouTube einen Trailer zum Film Ip Man, von Wilson Yip und Donnie Yen als Hauptdarsteller, entdeckt.
Angetan von der Schnelligkeit und Präzision, die ich sah, erzählte ich Freunden von einem tollen Film, der bald erscheinen sollte. Darunter waren die Zwillingsbrüder Jouel und Shaquil, die schon viele Jahre Kampfsport trainierten. In ihrem Streetfight Verein wurden auch Wing Chun Elemente unterrichtet und angewandt. Sie waren es, die mir die ersten Übungen, so genannte Drills, zeigten. Von ihnen lernte ich auch das Fundament von Wing Chun, nämlich den Vorwärtsdruck. Sie brachten mir alle WT Techniken bei, die sie kannten und legten mir ans Herz, mich nach einer Kampfkunstschule umzusehen um professionell WT zu lernen, aufgrund vermeintlichen Talents.

Doch wegen dem Abitur und der Zeit, die das Lernen beanspruchte, entschied ich mich zu warten, was ich heute bereue, denn erst zwei Jahre später, fing ich mit meinem Training an der Wu Sao Kampfkunstschule an. In der Zwischenzeit schloss ich die Schule ab und begann mein Studium. Der Alltag machte sich breit und mir fehlte mehr und mehr körperliche Aktivität, also schaute ich mich nach einer spannenden Sportart um. Viele schlugen mir das Fitnessstudio vor, allerdings war und ist mir das monotone Gewichte heben zu langweilig.
Schließlich traf ich auf einer Feier auf meinen Cousin Leslie, dem es genau so ging wie mir. Er sah kürzlich den Film Ip Man und war dermaßen fasziniert, dass er über nichts anderes mehr reden konnte. Ich erinnerte mich an meine damalige Euphorie WT zu lernen, also entschlossen wir gemeinsam die Kung Fu Welt unsicher zu machen. Voller Tatendrang meldeten wir uns für Probetrainingseinheiten an diversen WT-Schulen der Stadt an.
Zu allererst waren wir an der WT.. (Name entfernt). Das Training gefiel uns anfangs gut, allerdings waren die Gruppen für uns deutlich zu groß, so dass jeder einzelne nur sehr wenig Kontakt mit den Trainern, geschweige denn mit dem Meister, hatte. Dementsprechend war die Lehrstunde nicht abwechslungsreich genug und wir bekamen bei unserem ersten Probetraining zu wenige Eindrücke.
Also suchten wir weiter und fanden WT.. (Name entfernt). Das Training war vergleichsweise sehr sportlich. Wir machten Aufwärmübungen, anstatt der Form Siu Nim Tao, was unserer Meinung sehr merkwürdig für eine WT Schule war. Auch die Schlagtechnik, die Kettenfauststöße, waren  abgewandelt. Trotzdem nahmen wir alle Trainingsinhalte offen auf und führten die Techniken so durch, wie der Meister sie uns gezeigt hatte, mit schnellen und guten Ergebnissen. Das WT System lag uns beiden so sehr, dass die anderen Schüler uns nicht glaubten, dass wir Anfänger waren, was uns in unserem Ego und Stolz sehr aufbaute. Wir beendeten die Trainingseinheit mit gemischten Eindrücken. Einerseits gefiel die Abwechslung zwischen Fitness und WT, andererseits waren wir kritisch gegenüber dem vom Meister entwickelten System (Name entfernt) WT. Der stolze Preis von über 60€ Monatsbeitrag, war ein weiteres Gegenargument für diese Schule.
Die Suche verlief nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten und ich fing an das Thema Kampfkunst zunächst ruhen zu lassen, bis ich durch einen Bekannten von einem guten Kick-Box-Verein erfuhr bei dem er selbst Mitglied war. Kurzerhand nahm er mich zu einer Trainingseinheit mit. Der Sport war sehr hart und ich kam schnell an meine körperlichen Grenzen, welches meinen Übungspartnern missfiel. Viele bemängelten meine Fitness und waren sich nicht sicher, ob ich das Training lange durchhalten könnte, so auch der Trainer, doch Aufgeben war keine Option. In den darauffolgenden Monaten übte ich mich in Geduld und arbeitete an meiner Kraft, Agilität, Ausdauer, Härte und Reaktionsgeschwindigkeit, sowie den Tritt- und Schlagtechniken. Durch meine Leistungssteigerung wurde ich allmählich von den anderen Mitgliedern anerkannt. Ich machte die Erfahrung, dass sportlicher Fortschritt auch das Zwischenmenschliche voran bringt, denn ich schloss Freundschaft mit meinen Kick-Box-Kameraden und dem Trainer.
Nach Monaten hartem Training, geprägt von Abhärtung, unzähligen Schlag- und Trittkombinationsübungen, sowie Ausdauertraining, durfte ich endlich am Sparring und Ringen teilnehmen. Voller Euphorie begann ich den Schlagabtausch mit meinem Sparringpartner. Nach anfänglichem Abtasten, gingen wir härter zur Sache und landeten kritische Treffer. Ich erinnere mich gut an einen Leber-Haken, der mich sofort zu Boden brachte. Solch einen Schlag möchte ich kein zweites Mal ertragen.
Einige Zeit verging und ich verstand die Wichtigkeit von Kampfdistanzen und lernte den Körper meiner Kontrahenten besser zu lesen um Angriffe voraus zu ahnen und zu kontern. Mittlerweile gehörte ich zu den Fortgeschrittenen und das Training zielte hauptsächlich auf Ringkämpfe ab, welches mein Bild vom Verein fundamental änderte. Das Sparring geriet nun oft außer Kontrolle. Verletzungen waren die Tagesordnung, da durch Aufsteigen in höhere „Ränge” auch die Brutalität und Rücksichtslosigkeit zunahm. Jeder Tag hinterließ einen bitteren Beigeschmack, obwohl ich von Sparring zu Sparring dazu lernte.
Wir trainierten immer mehr gegeneinander anstatt miteinander und aus der anfänglichen brüderlichen Trainingsatmosphäre wurde ernste Rivalität. Irgendwann  stellte ich mir die Frage, ob diese Art des Trainings die Richtige für mich ist. Nach gut neun Monaten, entschloss ich mich den Verein zu verlassen. Wie viel mir das Kick-Boxen auch gefiel und mich körperlich weiterbrachte, der Wettkampfsport und Turniererfolge waren nicht die Gründe, wieso ich es erlernen wollte.
Das Thema Kick-Boxen hatte sich für mich erledigt und zur Abwechslung folgten einige Monate ohne Blessuren oder eine blutige Nase.


Die Wu-Sao Kampfkunstschule


Mir war klar, vom actionreichen Kick-Boxen zurück ins eint
צnige Studentenleben, das konnte nicht lange so bleiben und meine Suche nach einem passenden Kampfsport fing wieder von vorne an. Ich sprach mit vielen verschiedenen Menschen über ihre Erfahrungen im Bereich der Martial-Arts. Zahlreiche Empfehlungen kamen: von Taekwondo über Sambo bis hin zum extremen Muay Thai, doch all diese reizten mich nicht. Vielleicht war Kampfsport nicht das richtige für mich, doch an Sportarten wie Tischtennis und Fußball hatte ich nie Interesse. Alles was ich seit meiner Kindheit wollte war so sein wie meine Vorbilder Jet Li, Jackie Chan, Bruce Lee und Donnie Yen, allesamt Meister der Kampfkunst und genau das war der springende Punkt. Mir wurde klar, dass der eigentliche Grund wieso ich dem Kick-Boxen den Rücken gekehrt hatte, der große sportliche Anteil war, nהmlich der Wettkampf. Einen Kampfstil zu erlernen um sich mit anderen zu messen war nicht mein primäres Ziel. Viel mehr interessierte mich das System, welches hinter diesem Stand. Die Philosophie und die Konzepte zu ergründen, das war mein Fokus. Der Kampfsport war nicht das richtige für mich, doch die Kampfkunst sollte von nun an meine Passion werden.
Leslie stellte mir im August 2012 die Wu-Sao Kampfkunstschule von Sifu Andreas Hagedorn  in Bremen Findorff vor, an der er vor knapp einem Jahr bereits eine Trainingseinheit mit guten Eindrücken absolvierte und überzeugte mich davon, dem Wing Chun meiner Heimatstadt eine zweite Chance zu geben. Noch heute bin ich ihm sehr dankbar dafür.

Meine erste Probestunde bei Wu-Sao verlief sehr gut. Ich hatte versucht meine bisherigen Erfahrungen (Namen entfernt) auszublenden, trotzdem hatte ich eine kritische Haltung. Es dauerte allerdings nicht lange und meine Skepsis war verflogen. In nur einer Einheit, bekamen wir einen umfangreichen Einblick in das WT-System, angefangen bei grundlegenden Prinzipien bis hin zu ersten Basistechniken und Trainingsmethoden. Auch die familiäre Atmosphäre und der Umgang zwischen Meister und Schülern, sowie zwischen den Lernenden untereinander begeisterten uns. Bereits an diesem Abend meldeten wir uns an, denn für uns war Wu-Sao die mit Abstand beste Kampfkunstschule bei der wir trainiert hatten.
In der Nacht reflektierte ich die gesammelten Eindrücke. All das, was ich beim Kick-Boxen vermisste, fand ich bei Wu-Sao: die Hintergründe des Kampfstils, das gemeinschaftliche und das technisch basierte Training waren die Gründe für die rasche Entscheidung mich hier im WT ausbilden zu lassen. Bis in die frühen Morgenstunden ging ich die erlernten Techniken wieder und wieder durch.

Wing Chun – Kunst der Selbstverteidigung


Das Erste was einem klar sein muss, wenn er/sie Wing Chun erlernt, ist, dass es ausschließlich zu Selbstverteidigungszwecken oder im kontrollierten Austausch der Künste angewendet werden sollte. Sifu Andreas achtet auf die Auswahl seiner Schüler und stellt sicher, dass diese die erlernten Techniken nicht missbrauchen. Nur wer diese Voraussetzung verinnerlicht, kann das WT System vollständig verstehen. In meinem Fall passte diese Bedingung genau zu der Motivation, wieso ich eine Kampfkunst lernen wollte.


Die Theorie

 

Am Anfang jeder Einheit findet eine traditionell chinesische Begrüßung statt. Dabei verbeugen sich Meister und Schüler voreinander. Eine Hand wird zu einer Faust geschlossen, die zweite liegt offen auf der anderen. Dieses Ritual ist ein Zeichen von gegenseitigem Respekt. Gleichzeitig symbolisieren die Hände das Ying und Yang (das Harte und Weiche im Gleichgewicht).
Unmittelbar danach beginnen alle mit der ersten Form Siu Nim Tao, was übersetzt „die kleine Idee” bedeutet. Allerdings ist diese gar nicht so klein, denn sie beinhaltet alle Grundbewegungen des WTs, wie Sifu oft zu sagen pflegt. Darunter die Grundstellung IRAS (Internal Rotated Adduction Stance), sowie fast sämtliche Armtechniken mit den richtigen Winkeln, Abständen und Ausrichtung. Anschließend folgt für die Fortgeschrittenen das Chum Kiu, die zweite Form, welches chinesisch für „die Brücke suchen” ist. In dieser werden die Armtechniken durch die Schrittarbeit ergänzt. Als Neuzugang verstand ich nur wenig darüber.

Die Anfänger werden stets vom Sifu oder einem Trainer des Wu-Sao-Teams betreut. Je nach Interesse des Lernenden wird mit der Theorie, also den WT-Prinzipien oder Basistechniken begonnen. Leslie und ich begannen mit Handlösetechniken. Hier greift der Angreifer die Handgelenke des Verteidigers und lässt sie nicht mehr los. Der Verteidiger kann seine Arme nur noch wenig benutzen, doch seine Beine sind frei, welches Tritte zulässt. Sifu legt großen Wert darauf, seinen Schülern beizubringen ihre Beine stets als erstes zu benutzen. Ist der Angreifer beispielsweise stark körperlich überlegen ist es sinnvoll, ihn durch einen Tritt gegen die Kniescheibe oder in den Schritt zu irritieren, sodass er seine Hände vernachlässigt und gegeben falls lockert. Jetzt hat der Verteidiger die Möglichkeit, durch bestimme Bewegungen Hebelwirkungen zu erzielen um sich so aus dem Haltegriff zu lösen und die daraus entstehende Energie zu nutzen um den Gegner mit gezielten Schlägen abzuwehren. Diese Übung lässt sich beliebig variieren, je nachdem welchen Druck der Angreifer auf den Verteidiger ausübt.
Die Handlösetechniken sind ideal um ein erstes Verständnis von WT zu erlangen, denn dabei ist es wichtig flexibel zu sein und mit den Impulsen des Gegners zu arbeiten. Generell ist der Tastsinn die zentrale Größe im WT-System, welches auch die Definition des Konzepts zeigt.

Nachdem wir die Handlösetechniken und einige weitere (Befreiung aus Würgegriffen und Reaktion auf Rempelei) für diesen Tag abgeschlossen hatten, waren wir sehr interessiert an der Theorie. Diese besteht im WT aus folgenden Prinzipien:

 

Die Kampfprinzipien

Ist der Weg frei, stoße vor!
Hast du Kontakt, bleibe kleben!
Ist der Druck zu stark, gebe nach!
Zieht der Gegner zurück, folge ihm!

Die vier Kampfprinzipien erklären Verhaltensweisen eines WT-Kämpfers während einer Konfliktsituation. Geometrisch betrachtet, ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, die Gerade. Dementsprechend sucht der WT-Kämpfer bei seinen Angriffen stets den direkten und schnellsten Weg. Sollte dieser nicht frei sein, ist es wichtig den Kontakt (Arme zu Arme und Beine zu Beine) zum Gegner aufzunehmen und zu halten um ertasten zu können, wann ein Treffer möglich ist. Hierfür ist ein WT-typischer Vorwärtsdruck notwendig, welcher auf die zentrale Linie des Gegenüberstehenden gerichtet ist. Bei einem Schlag bringt der WT-Kämpfer dem Angreifenden beide Arme entgegen. Dabei zeigen die Ellenbogen nach außen, sodass die Arme einen Keil bilden, damit die Kontaktaufnahmefläche maximal wird.  Reagiert der Gegner mit starkem Gegendruck, lässt der WT-Kämpfer den Angriff an sich vorbeigehen, indem er seinen Oberkörper wendet oder falls erforderlich einen Schritt aus dem attackierten Bereich macht. Ein Unterschied zu vielen anderen Kampfkünsten ist, dass nicht die Kraft des Gegners umgeleitet wird, sondern der Praktizierende seine Position ändert. Zieht der Gegner seine Arme (bzw. Beine) zurück, wird auch dann der Kontakt gehalten und ggf. angegriffen.
Die Kampfprinzipien und die mit ihnen verbundenen Übungen, sollen den eigenen Körper sensibilisieren, mit eingehenden Impulsen arbeiten zu können und sind somit eine Schulung des Tastsinns.

Eine Trainingsmethode ist die der „gespannten Feder”, die Leslie und ich im Anschluss der Kampfprinzipien lernten. Dabei übte er mit der Hand Vorwärtsdruck auf meinen Unterarm und ich auf ihn aus. Nahm er seine Hand von mir, sollte ich mit einem Handflächenstoß nach vorne reagieren. Mein Arm verhielt sich in dieser Übung wie eine Sprungfeder, die nachgibt wenn der Druck zu groß ist und nach vorne schießt wenn die Spannung aufgelöst wird. Mir fiel auf, dass die freigelassene Energie größer war, als der Vorwärtsdruck den ich Leslie entgegenbrachte. Genau dieser Effekt wird unter anderem in den Kraftprinzipien erklärt.


Die Kraftprinzipien

Befreie dich von deiner Kraft!
Befreie dich von der Kraft des Gegners!
Nutze die Kraft des Gegners!
Füge deine eigene Kraft hinzu!

Wie die traditionelle Begrüßung, basieren auch die Kraftprinzipien auf das Ying und Yang. Im Wing Chun wird von einem Gleichgewicht zwischen der Loslösung und dem Einsatz der Kräfte gesprochen. Der Praktizierende darf also nicht zu hart, aber auch nicht zu weich sein. Um diese Balance zwischen Druck und Sensibilität zu finden, dürfen die Muskeln nicht zu stark angespannt sein. Der WT-Kämpfer versucht stets mit minimalem Einsatz, maximale Energie zu kanalisieren. Dabei arbeitet er auch mit dem Angriff des Gegners. Bei einem Schlag, nimmt der WT-Kämpfer zunächst Kontakt mit den Armen auf. So kann er spüren wie groß und in welche Richtung die Schlagkraft gerichtet ist. Diese wird wiederum genutzt um sich entsprechend zu wenden und sich so von dem Druck zu befreien. Dabei wird der Impuls und die Energie aus der Wendung genutzt um einen Schlag zu setzen. Der WT-Kämpfer reflektiert also insgesamt betrachtet die Kraft aus dem Angriff auf den Angreifer zurück. Fügt er seine eigene hinzu wird die Energie, durch die Dynamik, vervielfacht.


Wing Chun in der Offensive

 

Neben der Möglichkeit eingehende Angriffe zu verwerten, hat der WT Kämpfer eine breite Palette an Schlagtechniken, die er benutzt, sobald er durch die Deckung des Gegners gelangt. Der wohl bekannteste Angriff im Wing Chun ist der Kettenfauststoß (die Kettenfauststöße). Die Bezeichnung beschreibt die Art und Weise wie der WT-Kämpfer bei dieser Technik zuschlägt. Anders als bei vielen Kampfsportarten ist die Stellung der Faust (vertikal anstatt horizontal), sowie die Ausrichtung der Hüfte (gerade zum Gegner und nicht verdreht) Diese Position lässt zu, dass der WT-Kämpfer beide Arme gleichzeitig einsetzen kann. In einer geraden Linie folgen dann abwechselnd direkte Schläge aus der eigenen Mitte (durch enge Haltung der Ellenbogen) gegen den Gegner. Dabei wird möglichst ein und derselbe Punkt immer wieder mit hoher Geschwindigkeit attackiert. Die hohe Schlagrate eines WT-Kämpfers sollen den Gegner daran hindern, sich nach einem Treffer wieder zu sammeln um erneut angreifen zu können. Zudem bewirkt sie, dass der Gegner unter enormen Stress gerät, seine Orientierung verliert und seine Deckung vernachlässigt. An dieser Stelle passt das Sprichwort: „Angriff ist die beste Verteidigung.” ideal zum WT-Konzept (Verteidigung als Angriff und Angriff als Verteidigung)

Des Weiteren gilt die Devise: „hart auf weich und weich auf hart”. Das bedeutet, dass weiche Körperteile wie beispielsweise der Hals mit der Faust oder mit der Handkante attackiert, während Angriffe gegen das Gesicht (hart) überwiegend mit der offenen Hand durchgeführt werden. Sifu Andreas Hagedorn erklärt diese Vorgehensweise mit der Anpassungsfähigkeit der geöffneten Hand. Schlägt jemand mit der Faust gegen das Gesicht eines Gegners, kann er sich leicht an seinen Zähnen verletzen. Eventuell können dabei gefährliche Keime in den eigenen Körper gelangen, sodass er selbst im Nachhinein viel schwerer verletzt ist als der andere. Die offene Hand verhält sich hingegen flexibel, was die Chancen solch einer Ansteckung verringert. Zudem bevorzugt Sifu den Einsatz von Handkantenschläge.
Generell sind im Wing Chun die weichen Körperteile (Hals, Ohren, Augen, Nase, Genital, Leber, Nieren etc.) Ziele von Angriffen, da diese sehr empfindlich sind und sich nicht oder nur schwierig abhärten lassen. Selbstverteidigung ist nicht nur Defensivverhalten, sondern unter Umständen auch das schnelle und effektive Ausschalten potenzieller Gefahren.  



Die Schrittarbeit

 

Schon in der ersten Form Siu Nim Tao, lernen WT-Schüler den IRAS kennen. Im chinesischen wird dieser Yee Chi Kim Yeung Ma genannt und soll den Anwender befähigen sowohl stabil zu stehen und beweglich zu bleiben, d.h. sein Gewicht verlagern zu können, ohne sich die Beine zu verdrehen. Hierfür steht der WT-Kämpfer etwa schulterbreit. Die Hüfte wird vorgeschoben und die Knie sind leicht gebeugt und zeigen, wie die Fußspitzen, nach innen. Dadurch entsteht Spannung in den Beinen, durch die der WT-Kämpfer explosiv nach vorne starten kann.

Bei der Schrittarbeit ist dann zu beachten, dass bei Angriffen mit dem rechten Arm, auch mit dem rechten Bein vorangegangen wird und umgekehrt. Ist der Schritt erfolgt, wird der Großteil des Körpergewichts auf das hintere Bein gesetzt, sodass das Vordere flexibel genug ist, um zum einen damit zutreten zu können, ohne seinen Schwerpunkt verlagern zu müssen. Zum zweiten erhält der WT-Kämpfer dadurch höhere Stabilität und läuft nicht Gefahr seine Balance durch zu viel Vorwärtsdrang oder durch Ziehen des Gegners am Arm zu verlieren. Bei Verteidigungstechniken wiederum, wird zuerst mit dem Bein zurückgegangen, auf dem anschließend das Gewicht liegen wird.
Wie wichtig die Schrittarbeit im Wing Chun auch ist, es gilt immer: „Arm- vor Beintechnik”, denn erst wenn der Kontakt mit dem Gegner, durch die Arme hergestellt ist, kann der WT-Kämpfer die eingehenden Impulse wahrnehmen und mit Wendung oder Schritten reagieren, falls nötig.

 

Übungsmethoden

Was mich persönlich sehr am WT faszinierte, war dass ich schon an meinem ersten Tag bei Wu Sao, die theoretischen Ansätze, die ich bis dahin kennen gelernt hatte, in fast allen Übungen wiederfand. Natürlich verstand ich damals nicht das Gesamtkonzept. Erst mit der Zeit sammelte ich das Wissen was ich heute habe. Dabei war Sifu Andreas nicht mein einziger Lehrer, sondern auch die anderen Schüler, mit denen ich mehrmals in der Woche zusammen trainierte. Durch praktische Anwendung erlernter Techniken, werden einem erst klar, wie wichtig die Prinzipien und Regeln des Konzepts sind. Mittlerweile bin ich seit einem Jahr und vier Monaten an der Wu-Sao Kampfkunstschule und habe viele verschiedene Trainingsmethoden kennengelernt.


Einstieg

 

Ganz zu Anfang, also am ersten Tag, beginnt fast jeder Schüler mit den Handlösetechniken und Übungen zum Verstehen der Kampfprinzipien.


Anwendungen

 

Darauf folgen die Anwendungen. In den Anwendungsübungen werden verschiedene Situationen nachgespielt, meistens Eins-Gegen-Eins Situationen. Der Angreifer kommt mit einem oder mehreren Schlägen / Tritten und der Verteidiger muss entsprechend der Impulse reagieren. Hier ist es wichtig, dass die Angreifer möglichst realistisch agieren, damit der Verteidiger / WT-Kämpfer lernt mit dem Druck zu arbeiten und nicht wie vorprogrammiert, auswendig gelernte Techniken einsetzt.

Die Anwendungen werden entweder im längeren Partnertraining durchgeführt oder gemeinschaftlich. Im Letzteren bilden die Schüler eine Doppelreihe. Eine Seite greift innerhalb eines Intervalls, mehrmals an und die andere führt die notwendige Technik aus. Endet die Zeitspanne, rücken alle Schüler um einen Platz weiter. Der Vorteil der Doppelreihe liegt darin, dass jeder mit jedem trainiert. Das ist wichtig, weil die Impulse und die zu attackierenden Bereiche von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Geschlecht, Körperbau, Größe usw. spielen dabei eine große Rolle.

Lat-Sao


Oft sollen die Schüler gegen Ende einer Trainingseinheit, die erlernten Techniken aus den Anwendungen im Lat-Sao einsetzen. Das Lat-Sao ist eine Art halbkontrolliertes Sparring. Hier übt der Schüler das richtige Timing zu finden und seine Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen. Gleichzeitig bereitet er Körper und Geist auf eventuelle Konfliktsituationen vor, da er im Lat-Sao kontinuierlich Angriffen ausgesetzt ist.

Die Übung selbst beginnt mit den Beinen. Einer der Schüler zielt mit einem Tritt auf die Mitte seines Kameraden. Der andere macht einen Kontertritt gegen die Innenseite des Oberschenkels. Danach setzen beide ihre Beine ab, verlagern das Gewicht auf das hintere Bein und halten Schienenbeinkontakt. Gleichzeitig erfolgt mit den Armen ein stetiger Schlagabtausch, indem beide Kettenfauststöße als Angriff und Verteidigung nutzen. Aus dieser Situation lassen sich unzählige Techniken durchführen, auf die der Trainingspartner reagieren muss, um nicht getroffen zu werden. Auch Tritte sind erlaubt, deswegen darf der Kontakt der Beine nicht unterbrochen werden, denn auch hier muss der Tastsinn trainiert werden. Dafür ist eine gewisse Grundspannung erforderlich, welche durch Anheben der Hacken entsteht.

Abschlussübung

 

Um die Schüler zusätzlich körperlich fit zu halten, werden zum Ausklang verschiedene Abschlussübungen gemacht, die von Tag zu Tag variieren. Häufig werden eine Minute lang, durchgehend Kettenfauststöße gegen Wandpratzen gemacht. Dabei sollen die Schüler in den letzten 15 Sekunden, ihre letzten Kraftreserven mobilisieren und mit voller Geschwindigkeit zuschlagen. Daneben hat Sifu Andreas allgemeine Fitnessübungen zur Auswahl um seine Schüler ins Schwitzen zu bringen.

Dan-Chi-Sao

 

Neben den Anwendungen und dem Lat Sao, welche beide Kampfsituationen simulieren, gibt es spezielle Übungen, die den Tastsinn trainieren. Die am meisten dafür geeignete Trainingsmethode im Wing Chun ist das Chi-Sao (klebende Hände). Hier halten zwei Schüler stetig Kontakt mit den Armen um Impulse zu registrieren und mit ihnen zu arbeiten. Das Chi-Sao ist allerdings für fortgeschrittene Schüler, die bereits einen ausreichend hohen Grad an Sensibilität erlangt haben. Wing Chun Anfänger können ihren Tastsinn durch eine Abwandlung des Chi-Sao steigern, dem Dan-Chi-Sao, welches „einarmiges Chi-Sao” bedeutet. In einer bestimmten Kreisabfolge werden abwechselnd Offensivimpulse gegeben und Defensivtechniken ausgeführt. Am Ende beginnt dieser Kreis von vorne. Wichtig ist, dass die Schüler tatsächlich mit den Impulsen des Partners arbeiten und die feste Abfolge nicht einfach herunterspielen. Nur dann kann die Sensibilität der Arme effektiv gesteigert werden.

Die Schrittarbeit wird im Dan-Chi-Sao zunächst vernachlässigt. Beide Schüler stehen sich im IRAS gegenüber und führen die Übung durch. Der Fokus liegt dabei auf die richtige Armstellung (Ellenbogenposition, Winkel der Armbeuge, offene oder geschlossene Hand abhängig von Angriff oder Verteidigung). Erst wenn die verschiedenen Armtechniken verinnerlicht sind, werden Schritte integriert.
Das Dan-Chi-Sao gehört an der Wu-Sao Kampfkunstschule zum elementaren Basisprogramm. Je nach Fortschritt, werden die Trainingsinhalte umfangreicher. Wer möchte, kann seine Fähigkeiten von Sifu Andreas auf Lehrgängen prüfen und beurkunden lassen.


Die Schülergrade


Die Fähigkeiten werden im Wing Chun in Schülergraden (SG) gemessen. Ähnlich wie bei anderen Kampfkünsten, steigen die Anforderungen von Stufe zu Stufe. Angefangen beim Basisprogramm (SG 1-4), indem die grundlegenden Elemente des Wing Chuns erlernt werden, geht es weiter zum Kernprogramm (ab dem 5. SG).

SG:1

Für den ersten SG, muss ein Schüler die erste Hälfte des Siu Nim Tao, sowie einen Teil des Dan-Chi-Sao-Kreislaufs beherrschen. Sifu Andreas hat speziell für das Letztere Propellertabellen angefertigt, die aus der Sicht eines Schülers, alle Techniken beinhaltet, die Teil der Übung sind.

SG:2

Der zweite SG erfordert, dass der Schüler das gesamte Siu Nim Tao, sowie eine Erweiterung des Dan-Chi-Saos ausführen kann. Die Tastsinnübung wird hier um weitere Offensiv- und Defensivtechniken ergänzt, darunter auch Angriffe gegen den unteren Körperbereich. Trotz der Zusätze, bleibt das Kreislaufsystem bestehen, sodass beide Schüler abwechselnd alle Techniken trainieren.

SG:3

Die Prüfung zum dritten SG ist im Vergleich zu den ersten beiden, sehr viel umfangreicher. Das Dan-Chi-Sao wird nun nicht mehr lediglich im IRAS durchgeführt, sondern um die WT-Schrittarbeit ergänzt. Die Schüler sollen dabei die Wichtigkeit von der Distanz zum Trainingspartner verstehen, da der Druck durch das Vorangehen bei einer Angriffstechnik deutlich höher ist, als im IRAS.

Zudem muss der Schüler die erste Hälfte des Chum Kiu beherrschen. Wie im Dan-Chi-Sao, werden auch hier die Armtechniken um die Schrittarbeit erweitert. Hier liegt der Fokus auf die richtige Gewichtsverlagerung, also die Wendung.

SG:4

Der vierte SG schließt das Basisprogramm ab. Nochmals kommen im Dan-Chi-Sao-Kreis einige Techniken dazu. Zudem muss der Schüler das gesamte Chum Kiu können. Die zweite
Hälfte beinhaltet neben zusätzlichen Arm- und Schritttechniken auch WT-Tritte.


Obgleich jemand die Grade 1-4 erreicht hat, kann ich aus Erfahrung sagen, dass die Übungen des Basisprogramms, nicht oft genug wiederholt werden können. Seien es die Formen oder das Dan-Chi-Sao, im Wing Chun lernt der Schüler nie aus. Er kann eine Übung eintausend Mal gemacht haben und trotzdem bei jeder Durchführung neue Erkenntnisse gewinnen.

Das Wu-Sao Team


Vor einigen Monaten absolvierte ich die Prüfung zum vierten SG und befinde mich derzeit im Training für die fünfte und sechste Stufe. Sifu Andreas entscheidet nach Können des Einzelnen und nicht nach Graduierung, welche WT-Inhalte gelehrt werden. Viele andere Schulen, setzen den Abschluss einer Prüfung voraus. Erst dann darf der Schüler die nächsthöheren Techniken lernen. An der Wu-Sao Kampfkunstschule steht es jedem einzelnen frei, ob er seine Fähigkeiten zertifizieren lassen möchte. Wir als freie Kampfkunstschule vertreten die Ansicht, dass in der Kampfkunst, die Graduierung keine Auswirkungen auf das Weiterkommen eines Lernenden haben sollte.

Nichtsdestotrotz habe ich an jeder Prüfung teilgenommen, an der ich konnte. Meine Dritte absolvierte ich sogar im Einzeltraining mit Sifu Andreas, da ich den regulären Lehrgang, aufgrund des Lernaufwands durch das Studium, verpasste. Meine hohe Motivation im Wing Chun Fortschritte zu machen, blieb bei den anderen Schülern nicht unbemerkt. Schon in meinen ersten Monaten, hatte ich das Gefühl, mich unter den Anfängern als Ansprechpartner bei Fragen zu Trainingsinhalten, zu etablieren. Diese Rolle erfüllt mich bis heute mit Stolz und ich empfinde große Freude daran, mein Wissen zu teilen und meine Kameraden zu motivieren, immer 100% beim Training zu geben. Irgendwann reizte mich der Gedanke, Teil des Wu-Sao Trainerteams zu sein. Ich erfuhr von Assistent Rafael, dass ich dazu mindestens den vierten SG brauche, regelmäßig zum Training kommen und ein gutes Verhältnis zu den übrigen Schülern haben muss. Zudem braucht ein Assistent Geduld und soziale Kompetenz für das effiziente Lehren. Rafael war es auch, der mich dazu brachte, Sifu Andreas direkt anzusprechen. Kurz bevor ich meinen vierten SG erreicht hatte, äußerte ich schließlich meinen Wunsch Mitglied zu werden und wurde kurzerhand im Kreis des Wu-Sao Teams als Assistent-Anwärter aufgenommen.
Am kommenden Wochenende werde ich neben der Prüfung zum fünften SG, auch meine Assistentenprüfung machen.

Schlusswort

Seit über einem Jahr trainiere ich nun Wing Chun an der Wu-Sao Kampfkunstschule. Ich lernte viele verschiedene Menschen kennen und schloss neue Freundschaften. An dieser Stelle, möchte ich meinem Cousin Leslie danken, der mich zu Wu-Sao geführt hat. Leider verlor er das Interesse an der Kampfkunst und ist seit einigen Monaten nicht mehr bei uns.

Ich erinnere mich noch gut an das gemeinsame Training. Wie in chinesischen Kung Fu Filmen erlernten zwei Cousins gemeinsam eine Kampfkunst. Wir waren totale Klischee-Asiaten. Obwohl wir uns gut verstanden und gegenseitig motivierten, hatte ich stets eine leichte Rivalität gespürt. Er wollte mich und ich wollte ihn übertreffen und so gingen wir beide zu Beginn ganze fünf Mal die Woche zum Training. Ich bezeichne unseren Wettstreit gerne als „positive Rivalität”.
Sein Aufhören bedauere ich sehr, doch hatte das keine Auswirkung auf meinen Ehrgeiz. Ich komme noch immer regelmäßig zu Wu-Sao um meine Fertigkeiten zu verbessern. Seit dem ich offiziell Assistenzanwärter bin, darf ich sogar am Teamtraining teilnehmen. Zudem habe ich Sifu Andreas bereits einige Male in den Junior-WT-Gruppen unterstützt.
An der Wu-Sao Kampfkunstschule fühle ich mich sehr wohl. Von Anfang an wurde ich hier gut aufgenommen und stets fair behandelt. Die familiäre Atmosphäre und das umfangreiche Training sind die Gründe, wieso Wu-Sao einer der Orte ist, an denen ich am liebsten bin.
Ich bin sehr dankbar dafür ein Schüler von Sifu Andreas Hagedorn sein zu dürfen. Zudem möchte ich meine Kameraden Rafael, Eddy, Sebastian, Conny, Jan und Sergej hervorheben, von denen ich viel gelernt habe und lernen werde.
Für die Zukunft hoffe ich irgendwann einmal den Meistergrad zu erreichen. Mir ist klar, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, doch schon jetzt merke ich, welchen Einfluss Wing Chun auf meinen Alltag und meine Einstellung hat.  Es vergeht nicht ein Tag, in dem ich keine WT-Technik übe, sei es auch nur für ein paar Sekunden zwischen den routinierten Alltagsaufgaben. Ich merke auch, dass ich negative Gefühle, wie Aggressionen, besser im Griff habe.
Beispielsweise gerieten meine Freunde und ich in der Silvesternacht 2012, in einen Streit mit einer anderen Gruppe. Der Konflikt wurde hitziger und eskalierte. Während ich mich früher ohne zu zögern in die beginnende Schlägerei gestürzt hätte, habe ich stattdessen den Angreifer abgewehrt und meine Begleiter zum Verlassen des Schauplatzes angeregt. Die Situation beruhigte sich, als ich mich mehrmals für unser Verhalten entschuldigte, obwohl die anderen zuerst provozierten. In dem Moment war mir das allerdings egal. Ich wollte lediglich, dass niemand verletzt wird.
Wing Chun hilft mir nicht nur körperlich fit zu bleiben, sondern stärkt gleichzeitig meinen Geist. Ich habe in meinem Leben noch vieles vor mir und bin mir sicher, dass die Kampfkunst mich noch lange begleiten wird.

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